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Alex Ullmann – Untergrund Interview

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Über Alex Ullmann sagte mal einer, er sollte sich einen Spitznamen zulegen und nur noch in roten Hosen skaten, da er sonst ewig unter dem Radar bleiben würde. Harte Worte, die noch dazu nicht ganz stimmen – denn neben seinen Sponsoren ist Alex ja auch uns irgendwie aufgefallen. Ganz ohne Kostüm oder Künstlernamen und seiner etwas zurückhaltenden Persönlichkeit zum Trotz. Bloß durch seine Art Skateboard zu fahren. Und wären wir nicht in Deutschland, wo ja die Vernunft oberste Instanz ist, würde Alex vielleicht sogar zu denjenigen gehören, die fürs Herumreisen und Brettschubsen bezahlt werden. Aber wo soll das am Ende nur hinführen?! Eine Angst einflößende Frage, die sich schon so mancher gestellt hat. Alex macht jedenfalls erst mal seine Ausbildung zu Ende, wie es wahrscheinlich am Besten ist, während andere das nächste Flugzeug Richtung Sommer besteigen. Braver Deutscher, dieser Alex Ullmann.


[Telefon klingelt] „Mosaic Skateshop. Hallo.“

Hi, hier ist Niklas, kann ich Alex sprechen?

„Ja, Sekunde. Ich reich weiter. Bis denne.“

[Alex kommt ans Telefon] Ich hab keine Zeit!

Hi, ich wollte mal fragen, ob man Rabatt auf Huf-Socken kriegt, wenn man alle kauft.

[lacht] Du kannst ’nen Aufschlag von 90% haben.

O.K., dann nicht. War heute schon jemand da, der Kappen mit Schirm nach hinten oder Gürtel, die wie Schnürsenkel aussehen haben wollte?

Nee, von den Experten war heute noch gar keiner da. Wenn ich darüber nachdenke, musste ich schon ziemlich lange keine Frage mehr beantworten, die weh tut.

Wieso darfst du eigentlich eine Ausbildung bei Mosaic machen? Hast du die Jungs nicht mal hängen lassen, als du Praktikum machen solltest?

[lacht] Ja, da war mal was… Aber diesmal mache ich ernst. Ich habe sogar von mir aus vorher noch drei Wochen Praktikum gemacht, um dem Philipp [Schmidt] zu zeigen, dass ich es ernst meine. Ich brauchte unbedingt ’ne Veränderung, weil mein alter Job in der Lebensgemeinschaft mir zu emotional wurde und der ganze Ort Echzell mich gelangweilt hat. Jeden Tag drei Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit, immer die gleichen Leute und Abends dann immer in den gleichen scheiß Skatepark. Gießen ist zwar auch keine Weltstadt, aber es ist schon mal ein Schritt nach vorne. Außerdem, was gibt es besseres als ein Chef der skatet, bei dem man sich auch mal frei nehmen kann, wenn gutes Wetter ist? Ich hätte das schon viel früher machen sollen, aber ich habe halt die ganze Zeit gehofft, dass meine Freunde aus der Ecke mitziehen, die sind dann aber nach und nach in andere Richtungen gegangen wegen Ausbildung oder Studium.

Alex Ullmann – Backside Nosepick

Backside Nosepick – Photo: Thomas Gentsch

Wie sieht deine Arbeit bei Mosaic aus?

Um 09:00 Uhr morgens klappe ich meinen Laptop auf und checke erst mal meine Mails. Je nachdem wie viel mein Postfach ausspuckt, wird das erst mal erledigt. Danach checke ich mit Philipp, Jascha, Oli oder Vanessa was sonst noch so ansteht. In der Regel gehe ich zwei, drei Mal die Woche ins Lager und packe neue Ware aus, checke Kunden- und Shopbestellungen und kümmere mich um den Versand. Meine Mittagspause verbringe ich dann häufiger mit Papa Crack bei einem Kaffee und ein bisschen Smalltalk da wir unser Lager im selben Gebäude haben. Wenn ich im Laden eingeteilt bin, beginnt der Tag um elf und ich arbeite dann bis sieben. Boards begrippen, Kunden betreuen und beraten, abkassieren, den Laden ordentlich halten – was man halt so in ’nem Skateshop macht.

Warum bist du von Salut auf Mob Bretter umgestiegen?

Bei Salut war eigentlich alles cool. Ich habe immer Boards bekommen, wenn ich welche brauchte & an Marc’s Support hing es jedenfalls nicht. Danke Marc! Das gesamte Team von Salut ist ziemlich verstreut in Deutschland und da wurde es schwer alle mal zusammen zu bekommen. Mir ist es wichtig mit den Teamhomies skaten zu gehen. Mit Iwan, Danny, oder Denkie war ich weitaus mehr skaten und auf Mob hatte ich schon immer Bock!

Du warst mit dem Mob jetzt in Alicante. Wie ist Cracker eigentlich drauf, wenn er besoffen ist?

Ja, der wird dann immer sehr redselig und spricht noch weisere Worte als sonst schon. Es ist immer lustig mit ihm und der Bande. Kerem, Denki, Danny, das sind gute Jungs, die immer witzig drauf sind. Es war das erste Mal, dass der Mob geflogen ist und meine erste Tour mit dem Mob überhaupt. Cracker wollte glaube ich ein bisschen Pfiff in die Sache bringen, weil es sonst meisten mit dem Auto nach Polen oder Holland ging. Gutes Timing würde ich sagen. Wir haben jetzt zwar nicht Tonnen von Coverage produziert, aber dafür um so mehr Spaß beim Skaten gehabt.

Wie haben dir eigentlich die Tipps von Danny in deinem Portrait damals gefallen, um deine Skatekarriere zu pushen – von wegen Spitznamen und rote Hosen zulegen, damit du auf dem Radar auftauchst?

Ach, ehrlich gesagt ist mir das egal, ob ich irgendwo Coverage und Interviews habe oder nicht. Und ich denke, dass der Cracker auch sieht, dass ich ohnehin motiviert bin zu filmen und Fotos zu machen, nicht wegen Mob oder Huf, sondern weil ich einfach Bock drauf habe. Ich hab mich damals schon ein bisschen gewundert, als ich das gelesen habe und war ein wenig vor den Kopf gestoßen. Aber böse war ich ihm deshalb nicht. Vielleicht hat der Danny sich da auch ein bisschen getäuscht – hoffe ich jedenfalls. Wer braucht schon rote Hosen und einen Spitznamen?

Wer braucht schon rote Hosen und einen Spitznamen?

Bist du mit deinem Part im Video zufrieden?

Ganz zufrieden bin ich leider nie, aber irgendwann muss man auch mal einen Schlussstrich ziehen und die Footage dann für einen anderen Part aufheben. Aber das ist ja auch blöd, weil die Footage dann alt wird. Da Janosch [Pugnaghi] meinte, dass die Premiere noch mal um einen Monat verschoben werden musste, versuche ich auf jeden Fall noch ein paar knackige Lines zu filmen, da habe ich bisher auf jeden Fall zu wenig. Ich habe halt recht hohe Ansprüche an mich selbst und will möglichst abwechslungsreich skaten, aber ich hab irgendwie trotzdem das Gefühl, dass es dann doch wieder auf Nollie Crooks in einer Line am Curb hinausläuft. Ich gehe schon viel filmen, aber ich habe das Gefühl, dass ich zu faul bin, um neue Sachen auszuprobieren.

Ich habe genau das Gegenteil über dich gehört und zwar, dass du neue Tricks im Handumdrehen lernst.

Ok, neue Tricks lerne ich eigentlich schon. Vielleicht fehlen mir die neuen Spots in Gießen, die mich herausfordern, um das zu zeigen… Gießen hat zwar ein paar coole, aber ich habe mich daran satt gesehen. Obwohl ich eigentlich erst gerade hergezogen bin, bin ich der Stadt schon etwas überdrüssig. Deswegen habe ich manchmal auch gar kein Bock hier skaten zu gehen, mache es natürlich trotzdem und bin dann abgefuckt. Und jetzt in der Ausbildung bremst mich das natürlich. Ich hab von neun bis fünf zu tun und ich muss mich auch noch um die Schule kümmern, die ich in letzter Zeit hab schleifen lassen. Auch wenn der Philipp mir ab und zu einen Flug spendiert, wofür ich mega dankbar bin, kommt man mit einem Azubi-Gehalt natürlich nicht groß durch die Welt. Und dann ist die Frage, wer Bock hat mit mir in Gießen skaten zu gehen und das sind manchmal nicht so viele Leute, die ich da motiviert bekomme und alleine filmen zu gehen ist schwer. Eine schöne Session zu viert oder fünft ist natürlich was ganz anderes, man motiviert sich gegenseitig und da kommt dann natürlich viel mehr rum. Das zieht mich gerade alles ein bisschen runter. Mit Pöhlmann zu skaten ist dafür wie im Himmel. Er macht immer neue Tricks und ist wie ’ne Raupe Nimmersatt, die erst aufhört zu skaten, wenn die Beine anfangen zu krampfen.

Alex Ullmann – Backside Flip

Backside Flip – Photo: Hendrik Herzmann

Die Situation in Gießen scheint dich ziemlich zu stressen…

Ja, was soll ich sagen… So richtig chillen kann ich hier auf jeden Fall nicht. Ich arbeite hier, wohne hier, bin viele Jahre hier geskatet. Die Ausbildung geht noch zwei Jahre und dementsprechend fühle ich mich hier quasi 24/7 gefangen. Aber auf der anderen Seite denke ich mir, dass ich nach den zwei Jahren was in der Hand habe, was andere nicht haben, die nur Skateboard gefahren sind. Ich bin dem Philipp auf jeden Fall dankbar, dass er mir diese Chance gibt und die Ausbildung hier ist ja auch eine gute. Und trotzdem ist man neidisch auf die anderen Jungs und fragt sich manchmal was möglich gewesen wäre, wenn.

Hast du bei deinem Portrait in der Monster nicht gesagt, dass die Skatekarriere nicht so wichtig für dich ist?

Ja, das stimmt. Da habe ich noch den Busenitz zitiert, der meinte „Wenn’s passiert, passiert’s und wenn nicht, ist auch nicht schlimm“, aber ich hätte einfach mal Bock in dieses Tourlife reinzuschnuppern und mit guten Skatern gemeinsam zu neuen Spots zu kommen. Ich weiß einfach, wie sehr mich neue Spots motivieren und ich will einfach mal wissen, was da noch bei mir drin ist. Jetzt geht es leider nicht, weil ich an die Zukunft denken muss, und ich hoffe, dass ich nach meiner Ausbildung noch mal die Chance dazu bekomme und es dann nicht zu spät ist. Instagram kann eine frustrierende Angelegenheit sein, wenn man sieht, wer gerade wieder irgendwohin auf Tour fliegt und so weiter. Das macht einen dann natürlich neidisch. Vielleicht sollte ich mal kürzer treten, was die sozialen Netzwerke angeht.

Was hast du gedacht, als Stefan dich gefragt hat, ob du einen Part für uns filmen möchtest?

Ich habe mich natürlich gefreut. Das war das erste Mal, dass mich jemand gefragt hat, ob ich einen Part filmen möchte. Ich habe natürlich schon Welcome-Clips für Huf, Mosaic oder Mob gefilmt, aber so ein richtiges Projekt mit Teamtreffen und Deadline hatte ich bis jetzt nicht. Das ist noch mal was anderes, weil man ein Ziel hat, auf das man hinarbeitet und jedes Mal, wenn man einen Banger gefilmt hat, denkt man sich „cool, der Part wächst langsam und ich gleich mit“. Ich habe ja eine Zeitlang relativ schnell Footage und Fotos rausgehauen und das ist in letzter Zeit etwas abgeflacht, weil das SOLO Video für mich auf jeden Fall an erster Stelle stand. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Interview und die Premiere.

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