[Interview: Konstantin Hehl | Fotos: Mongo Bongo]
Wie kamst du zum Filmen, Tobe? Skatest du auch noch selbst?
Kalle: Tobe skatet eigentlich besser als so manche andere, die so filmen.
[lacht]
Tobe: In letzter Zeit skate ich leider gar nicht mehr so viel. Und wenn, dann nur an unserem Ghettospot an der Greifswalder. Ich war eigentlich das komplette letzte Jahr nur da skaten und sonst war ich nur am Filmen überall. Zum Filmen bin ich gekommen, weil ich aus meinem kleinen Heimatort nach Freiburg gezogen bin. Irgendwann bin ich über meinen besten Kumpel an 'ne VX mit 'nem geweiteten Raynox Fisheye gekommen, diese Billodinger eben. Ich fand so 'ne VX schon immer stylisch. Das war für mich immer so ein Gadget, was halt geil war, obwohl ich sonst mit Filmen gar nichts am Hut hatte. Das war aber immer ein Symbol für Skateboarding für mich. Dann hab ich die ihm abgekauft und einfach neben dem Skaten angefangen zu filmen. Wir haben dann in Freiburg direkt auch ein Full Length Video gemacht, wo auch noch ein bisschen Berlin Footage drin steckt.
Und wie kam es dann zu MongoBongo?
Tobe: Ich hab erst Frosch kennengelernt und dann waren wir irgendwann mal mit Kalle im Cassiopeia feiern. Ich hab dann auch mit Ilja so 'nen Nightpart für Lakai gefilmt. Und dann hat das angefangen. Dann hat sich das eben so entwickelt.
Kalle: Irgendwann kam Tobe dazu und wir haben gemerkt, dass er eigentlich ganz gut schneiden und filmen kann und seit dem haben wir unsere Kamera auch nicht mehr angefasst. Wir brauchten die dann nicht mehr. Wir haben die damals von der ehemaligen Monster, jetzt SOLO Redaktion abgekauft und haben uns einfach selbst gefilmt und einen kleinen Clip geschnitten, für den wir dann natürlich einen Namen brauchten. Ilja meinte dann irgendwann: „Das ist doch eh alles nur so ein Mongo Zeug! Alles so semi–professionell. Voll der MongoBongo!“ Im Endeffekt ist dann daraus der Name für den Clip und die Crew geworden und für alle, die mit uns abhängen und skaten.
“Ich fand die VX schon immer stylisch. Das war immer ein Symbol für Skateboarding für mich“
Wie eng seid ihr wirklich mit den Schundjungs?
Tobe: Wir waren halt viel zusammen unterwegs. Ich hab immer mal was mit Siggi oder Adi und den anderen Schund Jungs gefilmt halt. Deswegen kann man das auch nicht so wirklich trennen. Man hängt schon in kleineren Gruppen ab, aber wenn irgendwas ansteht oder jemand Geburtstag hat, kommen alle zusammen. Dann ist das 'ne riesen Meute!
Kalle: Das ist so ein fließender Übergang mit der Meute. Das ist immer schwierig von A nach B zu kommen mit 40 Leuten. Einmal haben wir den U1 Wagen so komplett auseinander genommen. Das war an der Videopremiere von Dirk und im Wagon waren drei andere Leute und sonst nur wir. Wir haben uns an den Bänken mit 40 – 50 Leuten getroffen und da schon gut getankt. Und dann sind alle gut betankt in einen Wagon gestiegen
[lacht]. Ey, da sind Sektkorken rumgeflogen, die Boards wurden rigendwo rumgeschmissen, die Kameras überstickert. Das war auf jeden Fall ein richtiger Mob. Den Dreien, die da dummerweise mit drin waren, hat das nicht so gut gefallen.
Ich hab gehört du hast ein relativ hohen Anspruch an deine Musikauswahl und brauchst immer ewig bis alles passt. Woher kommt das?
Tobe: Ich bin auf jeden Fall ein ziemlicher Musiknazi was das angeht. Aber musikalisch talentiert bin ich zum Beispiel gar nicht. Außer, dass ich mal Xylophon gespielt habe
[lacht]. Die Leute schlagen auch immer was vor, aber ich kenne ja die Footage und dann passt das dann doch nicht. Da bin ich auf jeden Fall kritisch. Bei den meisten Clips von mir gibt’s mindestens 3 Versionen mit 3 verschiedenen Songs. Man fängt dann mit irgendwas an und findet's ganz geil, aber wenn du dann Richtung Ende kommst, merkst du, dass es dann doch nicht passt. Wenn du schon da unzufrieden bist, wie soll das dann werden, wenn das Ding fertig ist? Der Song muss dich einfach umhauen, das muss komplett passen. Klar, ein paar Jahre später ändert sich das dann auch nochmal.
https://vimeo.com/133644689
Erzähl doch mal wie es zu der Musikauswahl im Premium Kulturgut kam. Findet man die Musik, die dich momentan beschäftigt in deinen Videos?
Tobe: Ja auf jeden Fall! Beim
Premium Kulturgut habe ich kurz vor Schluss speziell für Kalle gar nichts gefunden. Aber da wir ja auch ganz gerne feiern gehen, ist das so ein bisschen elektronisch geworden. Ich habe früher Elektro gehasst und konnte damit überhaupt nichts anfangen. Seitdem ich hier her gezogen bin und viel feiern gehe, kommt man eben nicht an dieser Elektropeitsche vorbei. Da hat sich dann das Interesse entwickelt. Zu der Zeit als ich das Video geschnitten habe, habe ich eigentlich nur noch Elektro gehört. Und deswegen ist das Video auch so elektrolastig geworden.
Brauchst du erst den Song oder hast du den schon in deinem Ohr während du filmst?
Tobe: Hm, ich schau mir erstmal die Footage an. Aber man kennt ja auch die Person und ich würde zum Beispiel zu Ilja nie einen Elektrosong schneiden. Weil er auch nicht der Typ ist, den du mittags um 1 Uhr noch im Club am abraven siehst. Da passt das nicht und ich weiß auch ganz genau, dass er kotzen würde
[lacht].
“Ich gehe im Winter nicht raus, sondern schneide nur“
Ich hab mich vorher bei den MongoBongo's ein bisschen erkundigt und das was ich auch oft gehört habe war, dass du immer ziemlich “styled out“ bist. Wie oft schaust du in den Spiegel bevor du aus der Haustür gehst, Tobe?
Tobe: Auf jeden Fall einmal, minimum einmal und weiße Shirts sind Standard. Ich hab auch mal in Mitte gewohnt für ein paar Monate.
[lacht]
Ein anderer random Fact von deinen Jungs war: „Im Winter geht Tobe nicht raus.“ Bist du ein Kind der Sonne?
Tobe: Ja, jetzt ist noch schlimmer, weil ich umgezogen bin und die Sonne jetzt sogar zu mir kommt. Aber ich gehe halt auch nicht gerne in die Halle und dort zu filmen geht gar nicht. Da würde ich meine Kamera gar nicht erst mitnehmen. Ich mag es aber auch überhaupt nicht in der Halle zu skaten. Da mache ich lieber was anderes. Spaßzigaretten und Fifa zocken. Eigentlich ist es immer so, dass wir den kompletten Sommer filmen und ich im Winter mich mit dem Schneiden beschäftige. Es gibt ja auch keine Deadline außer unsere Party, die wir immer zusammen mit dem Schund machen. Der Berliner Winter ist lang und deswegen lass ich mir immer relativ viel Zeit. Ich gehe im Winter nicht raus, sondern schneide nur
[lacht].
Kalle: Der Weg nach draußen wird nicht gesucht und länger draußen sein ist krass.
[lacht]
Aber du siehst die Leute ja dann auch auf deiner Footage, wenn du schneidest. Kalle, in deinem Part im Premium Kulturgut hast du 'nen ziemlichen Robocorp-Arm. Was war da los?
Kalle: Ich hab mir vor zwei Jahren ganz schön ordentlich den Arm gebrochen und dann musste ich halt nochmal operiert werden, weil die Platten rausgenommen werden mussten. Bis der Knochen komplett verheilt war, dauerte es ungefähr 3 Monate und so lange musste ich beim Skaten halt diese Schiene tragen. Aber wenigstens konnte ich wieder ganz normal skaten. Das war eher so ein Ding für den Kopf und das war halt wirklich genau der Zeitraum, in dem wir so viel gefilmt haben. Aber jetzt ist wieder alles cool!
“Mit der VX 1000 zu filmen ist ein bisschen wie analoge Fotografie“
Von welchem Filmern wirst du so beeinflusst und wie würdest du deinen Style beschreiben, Tobe?
Tobe: Ich bin ein großer Fan von der VX1000 und dem MK1 und eigentlich filme ich nur mit dem MK1. Nur Fischauge und tendenziell stehe ich auf Lines. Ich filme nicht gerne Longlense, weil mir da der Reiz fehlt. Bei der VX 1000 hast du keinen Display und kannst das Fisheye nur abschätzen. Dadurch ist es fast schon wieder ein bisschen wie analoge Fotografie, weil du nie ganz genau weißt was du wirklich drauf hast. Das ist immer auch 'ne Glückssache. Aber klar, du hast mit 'nem MK1, was so gut geweitet ist, mehr Chancen. Ich konnte bei meiner VX auch nie die Footage anschauen und dann war es immer eine kleine Überraschung, was daraus gekommen ist. Die Skater selbst haben es dann auch erst bei der Premiere gesehen. Dazu kommt noch, dass ich kein großer Fan von HD bin. Ich finde manche HD Sachen zwar ganz gut, kommt drauf an wer sie macht, aber ich stehe auf jeden Fall eher auf die ganzen SD Sachen. Jacob Harris' Eleventh Hour war super geil, die ganzen Ami Sachen wie GX1000 mag ich auch richtig. Lurk NYC hab ich auch von Anfang an immer hart gefeiert. Oder das LENZ Video finde ich auch richtig gut, obwohl das so mega hektisch ist. Eine Stunde lang nur super schnelle Cuts und in der Mitte dieser Typ, der sich überall runterschmeißt. Das ist zu witzig!
https://vimeo.com/102705733
Ok, grob gesagt: Fisheye und Lines. Sagst du dann auch manchmal, wenn jemand einen Trick probiert: “Ey, mach den doch mal in 'ner Line.“?
Tobe: Mach ich das?
Kalle: Ne, eigentlich nicht. Da kommen wir dann schon selber drauf.
Also du als Filmer lässt den Skatern freie Hand bei der Trickauswahl?
Tobe: Man kennt die Leute ja. Oftmals kommen wir dann an einen Spot und die Person setzt sich dann nur hin. Da denke ich mir so: “Ey, du Vollidiot, du kannst da das und das und das machen! Das weiß ich ganz genau, wieso machst du's nicht?“ Dann versuche ich schon zu motivieren. Bei Kalle ist das nicht so das Problem, aber bei Ilja oder Thyssen. Der ist auch so ein Kanidat, dem man ab und zu in den Arsch treten muss. Ich bin ja auch niemand, der sich jemanden gezielt rauspickt und dann einen Part mit dem filmt. Außer bei Ilja's Nachtclip und er ist auch jemand, der sich was in den Kopf setzten kann und es dann auch einfach macht.
Kalle: Ilja ist auch eigentlich eher der Typ, der zum Spot geht und 'nen Plan hat.
Timbo - Frontside 5050
Und du bist eher spontan?
Kalle: Ich bin auf jeden Fall eher spontan. Ich hasse Missionen, ey. Da denkt man sich, nur weil man nen Filmer und Fotografen dabei hat, muss man das jetzt machen. Und da geht für mich irgendwie der Spaß verloren. Es macht mehr Bock, wenn wir einfach mit dem Fahrrad losfahren und Hinterhöfe abchecken. Da taucht dann irgendein Spot auf und man bekommt so 'ne schnelle Idee. Das ist mir deutlich lieber.
Habt ihr denn 'ne eigene MongoBongo Spotmap oder zieht ihr immer planlos los?
Kalle: Danny hat 'ne Spotmap auf Google Maps, aber irgendwie check ich die nie.
Tobe: Ich mach das noch relativ oft. Wenn man so gar keine Idee hat, kann man da immer reinschauen. Das ist echt der Hammer. Der hat sich da richtig viel Mühe gegeben und markiert die Spots mit 'ner kurzen Beschreibung. Ansonsten gibt’s halt diese skhateyou Seite, die internationale Spots auf Google Maps markiert. Aber Danny's ist dann noch ein bisschen ausgepfeilter mit Fotos und so weiter.
Kalle: Da sammelt sich schon was an, wenn man hier 'ne zeitlang wohnt. Mit dem Fahrrad bist du eben viel flexibler und kannst in Hinterhöfe reinfahren und da findest du meistens was.
Tobe: In dem ersten Jahr, in dem ich hier gewohnt habe, bin ich nur Bahn gefahren und dann denkt man immer, dass die Distanzen viel weiter sind. Mit der Bahn ist das oft 'ne Weltreise, aber mit dem Fahrrad fährst du einfach straight eine Straße entlang. Man lernt die Stadt ganz anders kennen.
Was ist sonst der Reiz für euch an Berlin? Seid ihr nur wegen dem Skaten?
Kalle: Ich komme halt aus 'ner Kleinstadt und da ging mit Skatespots gar nicht so viel bis gar nichts. Das hat sich einfach so ergeben. Ich war auf der Bright hier und zu dem Zeitpunkt hatte ich keinen Job mehr und wollte eh in die Großstadt. Und dann war das schnell klar. Ich hab das alles hier so abgefeiert und hatte so ein geiles Wochenende hier. Deswegen bin ich nach Berlin gezogen. Ich hab dann auch direkt einen Job gefunden, aber eigentlich war das alles nur wegen dem Skaten. Weil hier einfach 'ne Szene ist, hier sind Spots ohne Ende...dadurch hat sich mein Skaten auch voll verändert. Klar, du fährst andere Spots und die sind weitesgehend rough. Du hast fast nie einen perfekten Spot und somit gleicht sich dein Skaten dem an.
Warum soll Peter sich beruhigen? Was ist die Story dazu?
Kalle: [lacht]. Das ist dieser Antoine im Bootcamp Typ. “Waslaberschdu?“ Da gab's so ein Video, in dem er so 'nen Typen verarscht. Er meint dann irgendwann zu ihm: “Peter, beruhig dich!“. Wir haben den Spruch so hart abgefeiert zu dem Zeitpunkt. Das Lustige daran ist aber, dass wir danach nach diesem Satzausschnitt gesucht haben und der gar nicht da war. Wir haben das Video nochmal geschaut und irgendwie hat er aber nie “Peter, beruig dich!“ gesagt.
[lacht] Und ich hab keine Ahnung wie das dann die Runde gemacht hat, aber das war dann eben der Running Gag überhaupt! Und daraus haben wir dann eben auch Sticker gemacht. Der kommt immer ganz gut an.
Tobe: Den Sticker bekommt dann jeder aufgeklebt, der sich mal ein bisschen aufregt.
Ihr seid im Berliner Stickerbuisness ja auch ziemlich gut vertreten.
Kalle: Wir bomben die Stadt auf jeden Fall gut zu. Überall wo man ist, muss ein MongoBongo Sticker hin. Voll viele Leute, die auf Reisen waren haben die überall auf der Welt verteilt. Das Ganze ist noch nicht mal mit irgendeiner Intention, sondern einfach nur weil's Bock macht. Früher war es Radio, die die Stadt stickermäßig in der Hand hatten, aber die wurden so ein bisschen von Easy Does It ersetzt. Aber wir kommen dicht hinterher und stürzen den Stickerkönig Maxim auch noch.
Was steht bei euch jetzt als nächstes an? Der Winter kommt bald wieder. Hast du diesen Sommer schon genug gefilmt, Tobe?
Kalle: Ich geh jetzt erst mal ein Jahr auf Weltreise. Und ich hab auch noch so ein anderes Projekt mit Dan Schultz am laufen. Das “Oh, Snap!“ Video. Da versuche ich gerade auch noch die letzten Tricks so kurz vor knapp zu filmen, weil ich schon nächste Woche fliege. Deswegen kann ich auch gerade nicht laufen, weil mein ganzer Körper Muskelkater und Schmerzen hat. Dazu war ich noch saufen
[lacht]. Ich bin also gezwungener Maßen doch nochmal auf Mission, weil ich bevor ich abhau' noch was hinzubekommen.
Tobe: Ich war dieses Jahr fast noch gar nicht filmen muss ich sagen. Ich hab wenig Zeit und muss meistens am Wochenende arbeiten. Ich glaube so ein richtiges Video wird es dieses Jahr nicht geben.
Machst du dir denn dann schon Sorgen wegen dem Winter?
Tobe: Hm ne, wie gesagt: Fifa und ein bisschen „schneiden“...
Vielen Dank für das Interview, Tobe und Kalle. Und natürlich auch an den Rest der Mongo Bongo Crew!