Lennie Burmeister hat schon vor 15 Jahren Switch Tricks gemacht, an denen sich heute noch die Meisten die Beine brechen würden und nachdem es mit Popular vorbei war, ist er zu den Kreuzberger Atzen von Radio gekommen, wo er jetzt einer der dienstältesten Fahrer ist. Mittlerweile kommt er durch die Arbeit (gerade baut er an der Erweiterung des Dogshit Spot) und Zeit mit der Familie nicht mehr ganz so häufig zum Skaten wie früher, hat aber weiterhin einige Projekte vor der Brust. Wir haben mit ihm während seiner Mittagspause am Dogshit Spot telefoniert und ihn ein bisschen dazu ausgequetscht.
Ich bin nicht von Anfang an dabei gewesen, aber ich glaub ab 2006 war ich dann auf Radio. Maxim (Rosenbauer) und Collin (McLean) sind zwei Jahre länger dabei.
Stimmt, ich habe Zehnjähriges, da hast du recht. [lacht]
Einerseits ist es gleich geblieben, weil Arne (Krüger) sein Ding durchzieht, aber dadurch dass alle älter und reifer geworden sind und durch die neue Generation hat sich auch ein bisschen was geändert. Aber diese Berliner Geschichte bleibt immer noch das Hauptding. Maxim war mit "Radio Active Kids" eine Säule nach außen. Dadurch dass er nicht mehr so viel Zeit in Radio investiert und sich mehr auf EasyDoesit fokussiert hat sich das Bild auch ein bisschen verändert. Aber dadurch, dass Arne sein Ding durchzieht und bestrebt ist, dass das alles klein bleibt und er nie Richtung Sellout gegangen ist, nie verkrampft versucht hat möglichst viel Boards zu verkaufen oder den krassesten Skater zu sponsern, ist das alles noch ziemlich gleich.
Nein, ich würde sogar sagen da wurden ein paar Chancen verpasst, aber es ist auch cool so wie es ist. Wir haben ja The Drive gewonnen, da waren wir an so einem Punkt gewesen neue Teamfahrer mit ins Boot zu nehmen, mehr zu produzieren aber das war dann doch nur ein kurzer Rausch und danach ging es weiter wie immer.
"Wenn du dir in Berlin einen Radio Sticker auf das Fahrrad klebst, kannst du davon ausgehen, dass es nicht geklaut wird"
Die Teamfahrer sind sehr sorgfältig ausgewählt. Alle die für Radio fahren, müssen einen gewissen draht zur Stadt haben. Du würdest nie von Radio gesponsert werden nur weil du krass skatest. Die Leute müssen dich super finden, damit sie dich in die Gruppe aufnehmen. Man muss halt im Partykreislauf und in der Szene integriert sein. Das hat glaub ich keine andere Company, so eine Verwurzelung in eine Szene der Stadt. Wenn du dir in Berlin einen Radio Sticker auf das Fahrrad klebst, kannst du davon ausgehen, dass es nicht geklaut wird. Das ist wie eine automatische Integration in die Hauptstadt Szene.
Genau, Radio ist der Oberbegriff für die Berliner Szene und den Party Lifestyle hier. Jeder kennt das hier und verbindet damit ein positives Image. Ich habe auch das Gefühl, dass Radio keiner richtig scheiße findet. Klar weiß jeder, das sind nicht die besten Skater der Welt, aber jeder weiß auch die machen einfach ihr Ding, haben Spaß dabei und gerade deswegen findet das auch jeder cool.
Backside Smithgrind
Für mich wäre der Punkt international anzugreifen noch vor der Radio Zeit gewesen. Für mich war ab dem Zeitpunkt als ich auf Radio war klar, dass meine Energie eher in etwas geht, wo ich auch was bewirke. Ich bin auch jahrelang für irgendwelche amerikanische Marken über einen Vertrieb gefahren, wo man nur ein kleines Zahnrad war. Da wollte ich lieber für ein kleines Label in Deutschland fahren, wo ich auch was zurückgeben kann.
Ich glaube Arne ist froh über jegliches Feedback. Ich war auch jemand der Druck gemacht hat wegen der Qualität der Boards, dass man da mehr Augenmerk drauf legt um die Produktion zu verbessern. Wir haben dann vor einer geraumen Zeit den Produzenten gewechselt und jetzt ist alles gut so wie es ist.
Mittlerweile hab ich mit Skateparks bauen viel um die Ohren, dazu zwei Kinder, da bleiben dann oft nur noch ein, zwei Tage in der Woche, wo ich intensiv skaten gehen kann. Früher bin ich jeden Tag gefahren. Ich finde es aber gut am Skaten, dass es nie ein Ende nimmt und man es nicht verlernt sondern in irgendwelchen Bereichen immer dazu lernt. Es gibt immer was zu tun. Das Spektrum wird eigentlich immer größer, auch wenn die Radikalität irgendwann ein bisschen nachlässt.
"Ich dachte die Jungs schmeißen den Bus beim fahren um. Hammer Tour."
Das kommt immer drauf an, das schwankt immer so ein bisschen. Wenn man öfter fährt geht es halt schneller voran und wenn man weniger fährt gehen halt nur die Standards. Aber man lernt im Endeffekt immer dazu. Manchmal macht man einfach drei Tricks, die man noch nie gemacht hat. Auch wenn man nach 26 Jahren Skaten denken würde, man lernt nichts mehr dazu.
Es gibt so ein kleines Basta Homie Video, das wir bald veröffentlichen und im Oktober wird dann noch ein Nike Ding kommen, weil ich für die auch schon seit zehn Jahren unterwegs bin.
Ja, diese "The Drive" Tour war ja jenseits von allem, aber sowas kommt halt selten vor. Wenn sowas stattfindet ist man automatisch drin, da gibt es kein wenn und aber. Das war einfach viel zu krass und hammermäßig, schade eigentlich, dass es die Section nicht mehr gibt. Malte (Spitz) und ich sind den Bus gefahren und waren dadurch nicht so krass besoffen, aber hinten ging die ganze Zeit mega Remmidemmi auf der Rückbank, das war einfach viel zu krass. Ich dachte die Jungs schmeißen den Bus beim fahren um. Hammer Tour.