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Julien Fincker – Das Entwerfen von Skateboard Rollen

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Bis die Grafik einer Rolle sich auf den Asphalt verteilt hat, vergehen meist nur wenige Tage. Bis diese Grafik ihren Weg aber von der bloßen Idee über das weiße Blatt Papier bis auf den runden Donut am Achsstift findet, vergeht ein bisschen mehr Zeit. Diese Zeit nimmt sich Julien Fincker, der aktuell mit Muckefuck Wheels jedes Skateboard mit Chromfelgen und Spinners aufmotzt. Trotz der Kurzlebigkeit seiner Designs verstreut er viel Herzblut und Leidenschaft auf das Urethan, das euch rollen lässt. Boardgrafiken kann ja auch jeder, oder?

He Julien, stell dich und deine Arbeit doch erstmal vor...

Also, ich bin mittlerweile 31 Jahre alt und wohne mit meiner Frau im Stuttgarter Umland. Meine Eltern sind damals von Frankreich aus nach Deutschland gekommen. Mit 15 habe ich mit dem Skaten angefangen. Ich habe Grafikdesign studiert und parallel dazu eine Fotografie Ausbildung gemacht. Durch das Skaten lernt man ja bekanntlich viele Leute kennen und irgendwann habe ich über Freunde Roman Astleitner von Muckefuck kennengelernt. Er brauchte damals noch eine Boardgrafik, welche ich dann für ihn machen durfte. Das war mein erstes Board überhaupt. Das muss 2008 gewesen sein und seitdem stehen wir ständig in Kontakt und arbeiten regelmäßig zusammen. Damals war es noch ein regionales Boardteam in Österreich. Später hat er angefangen ein Wheels Team aufzubauen. Das war nicht mehr regional ausgerichtet und er wollte mehr in die europäische Richtung gehen. So habe ich angefangen die ersten Wheel Grafiken zu machen und so hat sich das dann immer weiterentwickelt.

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Die meisten denken bei Skateboarding wahrscheinlich auch eher an Boardgrafiken. Du gestaltest aber Rollen. Was sind die Unterschiede?

Bei beidem hast du auf jeden Fall ein ziemlich spezielles Format. Ein Board ist von der Gestaltungsfläche recht groß aber dafür auch sehr schmal. Bei Rollen hast du halt einfach nur so 'nen Donut. Das ist ja erst mal ein Kreis, was es schon schwierig macht und dazu eben noch dieses Loch in der Mitte. Wie ordnet man da jetzt irgendwas an? Meistens hast du ein Motiv, einen Namen, ein Logo oder Markennamen und das muss irgendwie in diese Form reinpassen. Du hast dann nicht mehr so viele Möglichkeiten, was zu machen. Entweder du machst eine flüssige, kreisrunde Grafik, die ineinander überläuft, oder du probierst kompassmäßig in alle vier Ecken etwas zu platzieren. Die Anordnung der Elemente ist praktisch die größte Herausforderung.

Und all das darf dann nicht in das Loch fallen… Rechnest du vorher schon mit dem Loch oder frisst es im Zweifelsfall dein Design auf?

Mit dem Loch plane ich auf jeden Fall schon von Beginn an. Ich beziehe das gleich ein, um zu wissen wie viel Platz ich wirklich habe. Die Maße der Rolle habe ich eh schon. Ich drucke mir die Outlines aus und nutze das als Vorlage. Nach der Ausarbeitung wird es vektorisiert und koloriert.

Ok, bist du dann auch Fan von großen Rollen, weil du da mehr Platz drauf hast?

[lacht] Zum Gestalten auf jeden Fall! Zum Skaten aber eher nicht. Große Rollen sind ja eher zum Transition fahren aber ich fühle mich auf der Street wohler. Selbst fahre ich so 52mm, 53mm Rollen. Aber ja, du merkst den Unterschied zu einer 56mm oder 57mm Rolle beim Gestalten. Du hast eben deutlich mehr Platz. Für die Gestaltung spielen 1-2mm Größenunterschied schon wirklich eine große Rolle.

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Hast du dann auch mal daran gedacht Longboardrollen zu designen, weil die ja dann nochmal ein ganzes Stück größer sind? Oder hört da der Spaß bei dir auf?

[lacht] Och, so jetzt nicht direkt. Aber ich suche auch nicht danach. Da hätte man schon mehr Platz und das wäre geschickter. Aber da sind mir dann doch die Kleinen lieber.

Also eher Small Wheels & Big Pants?

[lacht] Obwohl die Hosen jetzt ja nicht mehr so breit sind wie früher. Als die Rollen so klein waren, ging dann nicht so viel. Da hatten die wahrscheinlich gar nichts drauf, oder?

Das wäre auch meine nächste Frage: Grafiken auf Boards und Rollen sind ja leider relativ kurzlebig, dadurch, dass man eben auch damit fährt. Was aber auffällt, ist dass Leute ihre Rollen eigentlich verkehrt rum, mit der Grafik nach innen, aufstecken und dann man ja leider nichts mehr davon sieht.

Also ich fahre meine Rollen schon richtig rum, aber das mache ich auch schon immer so. Aber klar, der Aufwand für eine Wheelgrafik ist dafür, dass sie jetzt nicht wirklich lange lebt, sehr hoch. Eigentlich ist das aber auch egal, denn das macht es fast noch reizvoller. Was bei Roman und Muckefuck super ist, ist dass wir relativ viel ausprobieren. Viele Marken machen bei Rollen halt nichts aufwendiges. Ein zwei Farben maximal, das Logo und das war's. Ich habe schon viele Freiheiten was Farben und sowas angeht. Wenn wir mal fünf, sechs Farben für eine Rolle haben wollen, was in der Produktion einfach ein bisschen aufwendiger ist, dann hat Roman da auch direkt Bock drauf. Dadurch, dass er auch im ständigen Kontakt mit den Produktionsfirmen ist, ist er immer auf dem neuesten Stand was die technischen Möglichkeiten angeht. Und er ist sehr offen für Neues. So entstehen dann auch mal goldene Prints. Das finde ich wirklich super auch wenn die Grafik am Ende nach drei, vier Wochen weg ist [lacht]. Im Endeffekt wollen die meisten cleane Rollen. Trotzdem ist es aber eine spannende Aufgabe für mich. Trotz dem Format und der Kurzlebigkeit.

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Man sieht ja auch nur noch weiße Rollen und bunte sind selten geworden. Wie siehst du das aus gestalterischer Sicht? Würdest du dir wünschen, dass bunte Rollen nochmal ein bisschen aufleben?

Ne, eigentlich mag ich schon eher weiß. Selber zum Skaten muss das auch auf jeden Fall weiß sein. Und beim Gestalten auch. Das ist praktisch wie ein Blatt Papier und dadurch kannst du jede Farbe anwenden, die du willst. Wenn du von vorne herein eine blaue Rolle hast, dann schränkt das die Auswahl der Farben wieder ein bisschen ein. Aber ich habe jetzt auch schon ein, zwei farbige Rollen gemacht und das sieht schon ganz cool aus. Selber fahren ist dann aber doch nicht meins. Aber, da hat ja jeder seine eigenen Vorlieben.

“Die müssen quietschen, sonst bist du zu langsam“

Gibt es denn auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Rollenmaterialien? Wirken die Farben dann irgendwie anders?

Also vom Material her gibt es da im Endeffekt keine Unterschiede, weil die meisten dann doch weiß sind. Was ein wesentlicher Unterschied ist, sind die Core-Rollen. Manche haben einen Kern, der schon über die halbe Rolle geht. Den kann man dann natürlich auch farblich anpassen. Schwarzer Core, weiße Rolle oder sogar durchsichtig. Das Neueste, was wir jetzt gerade gemacht haben, ist eine mit einem Felgen-Core. Das sieht praktisch aus wie eine Autofelge. Das sieht schon ganz witzig aus und macht den Wheel durch die Aussparungen richtig leicht. Das ist die Rolle von Jorge Simões, der gerade ganz neu im Team ist. Das kann man dann schon in die Gestaltung mit aufnehmen und erhält dadurch eine ganz neue Optik.

Man kann das Ding ja dann auch bis runter auf die Felgen fahren. Aber bei der Ralf Edlinger Rolle hast du ja sogar die Lauffläche mit Rennstreifen gestaltet und das sehe ich so auch zum ersten Mal.

Ja voll! Das macht natürlich im Endeffekt keinen Sinn, weil das ja nach einmal fahren natürlich komplett weg ist. Die Idee vom Design her war eben auch eine Felge zu machen. Das war noch vor dem Jorge Wheel. Dann haben wir uns eben überlegt, dass wir auch mal probieren ein Reifenprofil auf die Lauffläche zu setzen. Mal schauen wie das so kommt. Und ich finde das kommt ganz cool und hat man so auch noch nicht oft gesehen.

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In wie weit sind denn die einzelnen Fahrer bei der Gestaltung der Rollen beteiligt?

Die sind auf jeden Fall mit dabei. Es muss denen im Endeffekt ja auch gefallen. Manchmal haben die Fahrer schon selbst eine grobe Vorstellung vom Motiv her. Dann setze ich das um und skizziere grob den Aufbau. Dann sprechen wir das mit Roman ab und es entwickelt sich nach und nach. Die Jungs haben da auf jeden Fall Mitspracherecht, und müssen ihren Segen geben. Das ist nicht so wie bei größeren Boardfirmen beispielsweise, die dem Fahrer einfach eine Grafik vorsetzen. Ob das am Ende ein bisschen cleaner oder ein bisschen rougher wird, können sie auf jeden Fall auch mitentscheiden.

Was mir auffällt ist, dass du auch ein ziemlich weites grafisches Spektrum abdeckst. Woher bekommst du deine Einflüsse?

Das ist 'ne gute Frage [lacht]. Eigentlich echt aus allem Möglichem. Mal hat der Roman mir einen Style ans Herz gelegt und ich habe ihn ausprobiert, oder ich entwickle die Styles selbst. Ich finde es auch für mich interessant nicht immer das Gleiche zu machen. Ich möchte mich immer ein bisschen weiter entwickeln und verschiedene Styles ausprobieren. Das fordert mich mehr, macht mir persönlich im Endeffekt mehr Spaß und bringt mich weiter.

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Bei mir haben die Rollen immer richtig gequietscht. Aber was genau macht der Roman denn in die Muckefuck Rollen rein, dass die so quietschen? Kannst du noch ein bisschen was zu Muckefuck erzählen?

Die müssen quietschen, sonst bist du zu langsam [lacht]. Der Roman Astleitner hat Muckefuck vor einigen Jahren gegründet und der eigentliche Plan war es, die regionale Szene in Österreich zu pushen. Ursprünglich war es eben noch eine reine Boardfirma und so hat sich das mit der Zeit immer weiterentwickelt. Dann kamen die Wheels und ein europäisches Team mit einer Handvoll Teamfahrern dazu. Ralf Edlinger, Tobi Fleischer und Kevin Wenzke waren von Anfang an dabei. Relativ schnell kamen im Anschluss auch Julien Benoliel und Jarne Verbruggen dazu. Mittlerweile hat sich das Team auf 43 Fahrer ausgeweitet und da ist vom Spektrum echt alles vertreten. Ob Transition, Street, Mosh oder Tech, alles dabei. Und vor allem auch echte Styler, zum Beispiel der Jarne Verbruggen. Einer meiner Lieblingsskater was den Style angeht.

Macht Muckefuck denn noch Boards?

Ja, Boards auch. Da sind überwiegend Österreicher im Team. Die Boards sind schon noch lokaler ausgerichtet. Aber sie werden natürlich auch mit den Rollen zusammen vertrieben, und somit vermischt sich das gerade ganz gut. Da kommt auch jedes Jahr mindestens eine Boardserie raus und meistens ist da auch noch eins von mir dabei.

Ok, also darfst du dich auch noch in dem anderen Format austoben.

Ja, genau [lacht]. Boards mache ich natürlich auch noch sehr gerne. Unter anderem auch für Moto City Inc. eine lokale Firma aus Stuttgart.

Last words?

Zuerst möchte ich Dir und dem Solo Team für das Interview danken und für den frischen Wind den ihr gerade mitbringt. Macht weiter so! Dem Fabian danke ich für den Atelierbesuch und die schönen Fotos. Dem Roman möchte ich natürlich für die langjährige Zusammenarbeit danken. Meiner Frau danke ich natürlich auch für Ihre Geduld und Unterstützung. Und zum Schluss grüße ich noch meine Jungs aus der Futscher Films Crew. Wir finalisieren gerade unser nächstes Full Length Video. Das wird sick!

Wer mehr über Julien's Arbeit erfahren möchte, kann hier vorbeischauen : http://www.julienfincker.com/

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