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Der Kreative den sie Mixen nannten

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Schon sein Spitzname zeigt, dass er sich nicht auf eine Sache festlegen lässt. Mixen aka Michael Wiethaus hat Elektriker gelernt, ein Landschaftsarchitektur Studium angefangen, ist jetzt Designer, Dozent, Griptapebitch im Münchner SHRN und leidenschaftlicher Fußballfan. Er fotografiert, zeichnet, macht Ausstellungen, unterrichtet, führt Fotoblogs und gestaltet Poster, Decks oder Shirts, wie z.B. zusammen mit Piotr Zapasnik das gerade erschienene SOLORightnow Kollaboshirt. Bei so viel Umtriebigkeit fällt es natürlich nicht ganz leicht, sein ganzes Schaffen in ein Wort zu bringen. Wir nennen ihn jetzt einfach mal: Kreativist.


Michael Wiethaus
Mixen, du bist seit einiger Zeit Dozent, was unterrichtest du?

Mein Fach heißt „Inspiration und Gestaltung“ an der IFOG Akademie. Ich überlege mir meistens ein Projekt und dann arbeiten wir das ganze Semester daran. Zum Beispiel haben wir dieses Semester zusammen die Portfolios gemacht, damit die Studenten sich anständig bewerben können.

Was rätst du den Studenten, wie startet man eine erfolgreiche Karriere im Bereich Designbereich?

Ich gebe halt immer meine Erfahrungen mit. Ich hab so viel ausprobiert, hab eine Lehre als Elektriker gemacht und dann Abitur nachgeholt. Was ich weitergebe ist, dass sich die Leute immer ihr Ziel vor Auge halten und das machen worauf sie Bock haben. Sie sollen sich nichts von anderen Leuten aufzwingen oder einreden lassen. Die Computerprogramme kann jeder leicht lernen und was Illustration betrifft, hat jeder verschiedene Einflüsse. Die Leute skizzieren dann rum und denken das es nicht gut wäre und da komm ich ins Spiel und versuch das zu bekräftigen und die Leute zu motivieren, ihren eigenen Stil zu verfolgen. Im Endeffekt findet sich immer ein Kunde für dein Zeug, da bin ich fest überzeugt. Zum Beispiel diese Sprüche, die ich im Moment mache. Wenn man es nüchtern betrachtet, ist es nur ein Marker auf einem Stück Pappe. Diese Schrift kann eigentlich jeder lernen, nur muss man es erst präsentieren und zeigen, dass man es cool findet und dann kommt alles von alleine. Da kamen Leute auf mich zu und fragten, ob man das kaufen kann oder wo man das herbekommen kann.

Mixen – Der Butter
Was würdest du sagen ist eigentlich dein Stil?

Ich probier halt viel aus und wenn ich irgendwo was sehe, versuche ich das auf das was mich gerade Beschäftigt zu übertragen und ich bin halt immer sehr einfach gestrickt. Ich such mir immer den einfachsten Weg. Das heißt ich habe keinen Bock für ein Plakat eine Woche zu brauchen. Mir ist es dann schon lieber, wenn ich alles in einer halben Stunde erledigt bekomme. Ich denke jeder Skater kennt das, ich habe das so drin, dass man immer schaut mit möglichst wenig, viel raus zu bekommen.

Ich muss da an die SHRN Add denken, als ihr einfach die Email gedruckt habt?

Ja, dann kommt dann mitten in der Nacht eine Mail: „Ja übrigens, wir brauchen noch ’ne kleine Monster Add bis morgen“. Dann sitzt man in der Bar und fährt anschließend angetrunken heim. Robinson (Kuhlmann) hatte nur geschrieben, muss schnell und geil sein, dann dachte ich mir, wenn es schnell und geil sein muss, mach ich einfach die Screenshots. [lacht] Ja war ziemlich improvisiert

Mixen SHRN Ad
Wie wichtig ist dir Humor bei deinen Projekten?

Das ist ziemlich intuitiv. Also ich setz mir nicht das Ziel: „Heute mach ich mal was Witziges“. Wenn ich jetzt irgendwie eine Idee habe oder wir gerade beim SHRN zusammensitzen und dann ein witziger Spruch fällt der sich im Kopf festbeißt, dann wird das auch umgesetzt.

Was inspiriert dich allgemein oder welche arbeiten von anderen Leuten findest du gut?

Momentan finde ich Fußball Sachen gut. Es gibt auch ein Buch, „Beautiful Losers“, das hat mich damals ziemlich gepackt und mich durch die Zeit begleitet. Wenn ich ein lustigen Sticker seh, dann fotografier ich den ab oder ich scroll Instagram Accounts durch und lass mich inspirieren. Oder Klasse Thomas, das ist ein Professor von der Kunstakademie in Stuttgart, der macht eine Typografie und Plakatklasse.

Mixen
Und wie findest du die deutsche Skateboard Landschaft vom Design-Aspekt her?

Was mir spontan einfällt ist dieses „I don’t Kehr“ von Telum aus Stuttgart. Das ist halt witzig und geil umgesetzt. Yama fand ich auch schon immer geil. Was ich im Shop und auch persönlich richtig gut finde sind Witchcraft und Quasi. Das ist wohl ein großer Kontrast zu allem anderen vom Optischen und der Attitude her. Also Witchcraft finde ich mega geil, dass die dieses Metal-Ding so knallhart durchziehen und auch richtig gut vom zeichnen her. Wenn ich mir die Wand bei uns anschaue finde ich immer wieder Sachen. Five Boro mit der VHS Serie zum Beispiel oder auch wie sie New York kommunizieren. Ich finde es halt geil, wenn alles aus einem Guss kommt und das Konzept stimmt.

"Mir fehlt der Begriff für mein Schaffen leider noch"

Für dein Image als Grantler bist du überraschend positiv im Urteil.

Ja, also das Image, keine Ahnung woher das kommt. [lacht] Ich bin keiner der rumläuft und rumhatet, das ist nicht mein Stil, aber ich bin halt grad raus wenn mir was nicht passt, vielleicht kommt das da her.

Was wäre für dich eigentlich schlimmer? 60 steigt in die dritte Liga ab und Bayern holt zeitgleich das Triple oder nie wieder skaten?

Also das Triple können sie von mir aus holen, weil die Bayern sind mir ziemlich wurscht, und 60 kann von mir aus auch absteigen. Ich schau mir gerne Fußball mit meinen Freunden an, aber welche Liga ist mir eher egal. Also wenn ich nichtmehr skaten könnte, würde mich das schon ziemlich treffen. Also es ist nicht so, dass ich jetzt ziemlich regelmäßig rausgehe, aber das wäre schon schlimm, weil das würde ja auch heißen, ich würde nicht mehr Fußball spielen oder sonstige Aktivitäten machen können.

Michael Wiethaus
Du hast jetzt auch für die EM Zeichnungen erstellt, was war das genau für ein Projekt und wie bist du dazu gekommen?

Also dieses #terracemixen Ding mach ich schon länger, aber eher so in Instagram Fotoform. Wenn ich im Stadion bin, mach ich gerne mal ein Foto und hau das raus oder auch so klamottenmäßig, Trickos, Casual-Zeug – da bin ich, wie gesagt, ziemlich interessiert momentan. Ich hatte mir auch kurz vor der EM überlegt, dass ich ein Buch mache, in Illustrations-Form und habe mich dann auch mit einem vom Büro Zwupp aus Österreich unterhalten, die haben auch Skateboard Background und machen viel Fußball Zeug, und er meinte, „mach das auf jeden Fall“. Die ersten Illustrationen kamen gut an und dann habe ich versucht das bei jedem Spiel zu machen. Am Ende ist dann auch aus Gründen des Aufwands ein Poster entstanden und kein Buch.

Was machst du eigentlich am liebsten? Shirts designen, Magazine, Skateboards, Fußballsachen oder ist dir das egal?

Es macht natürlich am meisten Spaß für Sachen oder Firmen zu arbeiten, zu den man ein guten Bezug hat. Es geht nicht drum was man macht – sondern für wen! Wenn ich für den Shop ein Board mache – das ist natürlich die Königsdiziplin, wo auch viel Verantwortung dran hängt – oder aber auch nur einen kleinen Sticker, dann geht mir das Herz auf. Es muss einfach Spaß machen. Im Büro bin ich zum Beispiel ein einfacher eher Dienstleister und nicht immer unbedingt so down mit allen Auftraggebern, aber da springt halt mehr Geld raus. Nicht falsch verstehen, ich bin da gerne und das sind auch meine Freunde, drum machen solche „unbeliebteren“ Projekte trotzdem Spaß, weil der Vibe im Büro einfach passt. Nur Leben von Kram den ich geil finde geht noch nicht. Aber ich hoffe, dass sich das bald ändert. Wäre natürlich krass, wenn ich nur das machen könnte, auf das ich Bock habe.

Michael Wiethaus
Dozent, Shopmitarbeiter, Büroarbeiter – Was machst du eigentlich alles genau?

Also ich bin drei mal die Woche für den Verkauf im SHRN zuständig und kümmere mich um so ziemlich alles Visuelle, bis auf den Onlineshop, da kümmert sich Daniel (von Mitschke) drum. Dann bin ich noch zwei Mal die Woche im Grafikbüro von Freunden namens „Did you Know Agency“. Außerdem bin ich einmal die Woche in der IFOG Akademie zum dozieren. Ich mach Ausstellungen mit Freunden, das heißt: „The Open Door“, wo wir an temporären Orten in München von Zeit zu Zeit Ausstellungen organisieren und dann habe ich noch so eine kleine, wie sagt man, [überlegt] Künstlergemeinde. Das sind Leute aus dem SHRN Umfeld die Skateboard Bezug haben, aber keine Skateboard bezogene Kunst aufstellen. Das heißt „Außer Mützen und cool sein“, das macht mir riesig Spaß. Dann hab ich noch „Der Butter“, meine Plakatserie mit den bayerischen Sprüchen und ich mach noch mit einem Exil-Münchner der jetzt in Berlin lebt, dem Fabian Maier-Bode und der Eva-Maria Stöhr eine Illustrationgemeinschaft in Blogform, die heißt „Der Butter kost fuchzig Cents“. Und seit neuestem noch terracemixen. Ach ja, und halt mixen waescht. [lacht]

Wenn du in einem Fragebogen angeben musst, was du beruflich machst, als was würdest du dich bezeichnen?

Also mein Geld verdiene ich als Grafikdesigner und im Ganzen würde ich mich glaube ich als Kulturschaffender bezeichnen. Keine Ahnung ob es da überhaupt Bezeichnungen braucht, ich mach einfach. [lacht] Mir fehlt noch der richtige Name. Ich hab mal eine Visitenkarte von Karl Valentin gesehen, da stand einfach nur „Humorist“. Das fand ich so geil, aber mir fehlt der Begriff für mein Schaffen leider noch. Vielleicht fällt dir ja einer ein.

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